Ich pass mich an (soweit ich kann)!

Gepostet 10.04.2024, getAbstract

IQ, EQ, nun auch noch AQ: Wie der Anpassungsfähigkeitsquotient über Ihren Erfolg entscheidet.

Anpassungsfähigkeit als Schlüsselkompetenz der Zukunft. Foto: Generiert mit Microsoft Image Creator
Anpassungsfähigkeit als Schlüsselkompetenz der Zukunft. Foto: Generiert mit Microsoft Image Creator

Im Personalwesen ist eine Schlüsselqualifikation eine Qualifikation, mit der eine Person leichter und schneller Änderungen der Umweltzustände bewältigen kann. So beschreibt es Wikipedia. Etwas simpler könnte man auch sagen: Es sind Fähigkeiten, die sich als besonders geeignet erwiesen haben, um (proaktiv) mit Veränderungen umzugehen.

Zu den wohl wichtigsten Schlüsselqualifikationen der nahen Zukunft gehört – und da sind sich HR- und Wirtschaftsforscher einig – die Anpassungsfähigkeit. Carl Naughton schlägt vor, diese mittels Anpassungsfähigkeitsquotient – kurz: AQ – zu messen. Neben dem IQ und dem EQ entscheidet nun also die Höhe des AQ mit darüber, wie gut wir – vor allem beruflich – für die Zukunft aufgestellt sind. Die „Das haben wir immer so gemacht“-Fraktion kann also einpacken, und wenn Sie bisher dazugehörten, finden Sie in diesem Artikel alles Wissenswerte, um das schleunigst zu ändern.

1. Wie hoch ist mein AQ?

Um es ganz ehrlich vorweg zu sagen: Wissenschaftlich messen lässt sich die Anpassungsfähigkeit nicht. Will man herausfinden, wie anpassungsfähig jemand ist, nützt es laut der Start-up-Investorin Natalie Fratto aber, „Was, wenn …?“-Fragen zu stellen. Frattos Job ist es, zu entscheiden, ob ein Start-up eher Top oder Flop wird. Sie hat also einiges zu verlieren, wenn sie behauptet, auf diesem Wege am besten einschätzen zu können, welche der Kandidaten erfolgreich sein werden. Zu ihrem Fragenkatalog an aussichtsreiche Kandidaten gehören:

Was, wenn Ihre Haupteinnahmequelle über Nacht versiegt?

Oder: „Was, wenn eine Hitzewelle all Ihre bisherigen Kunden davon abhält, Ihren Laden zu besuchen?“ Denn, so sagt sie selbst, nach dem „Was, wenn …?“ zu fragen statt zum Beispiel nach einer gemachten Ausbildung oder einer Erfahrung als Führungskraft, zwingt das Gehirn, sich konkrete Szenarien in der Zukunft vorzustellen. Und je nachdem, wie stark und wie zahlreich diese Zukunftsbilder sind, teilt Fratto die Kandidaten auf einer Skala ein und wägt sie gegeneinander ab.

Weiter versucht Fratto herauszufinden, wie gut sich die Unternehmenslenker, die bei ihr vorstellig werden, von Gelerntem auch wieder verabschieden und es durch neues Wissen ersetzen können. Und ob diese Personen einen ausgeprägten Entdeckergeist haben – oder eher den Status quo so lange wie möglich ausnutzen wollen. Wer sich für weitere nützliche Informationen zum Thema interessiert, ist bei den Kollegen vom Business Insider gut aufgehoben.

Wichtig ist: Wollen Sie den AQ von jemandem herausfinden oder Ihren eigenen ermitteln und wollen Sie ihn vergleichbar machen, müssen Sie sich Ihre eigene Skala zusammenzimmern – ein allgemein vergleichbares oder gar definiertes AQ-Messverfahren existiert nicht.

2. Wie lassen sich Veränderungen proaktiv gestalten?

In seinem Buch AQ – Warum Anpassungsfähigkeit die wichtigste Zukunftskompetenz schreibt Carl Naughton:

Das Anpassen der äusseren Umstände an die eigenen Bedürfnisse ist einer der stärksten Treiber unserer Arbeitszufriedenheit.

Seine Propaganda: sich aktiv anpassen und nicht einfach neuen Regeln oder äusseren Umständen unterwerfen. Offen sein für Veränderungen. Sie im besten Fall sogar mitgestalten. Denn aus der Krise heraus und unter Druck lassen sich zwar Dinge verändern – doch die Ergebnisse sind in der Regel einfach „besser als nichts“. Proaktiv zu sein bedeutet hingegen den eigenen Hintern in Bewegung setzen – und das am besten vor der Krise. Dazu braucht es neben Disziplin kreative Ideen und einen klaren Kopf. Der erste Schritt ist also: Betrachten Sie die Situation, so wie sie ist, und überlegen Sie sich, wie es anders und in Ihrem Sinne besser sein könnte.

Auch dabei hilft es, gewünschte Zustände zu visualisieren. Bilder sind stark und machen stark. Denn Ihr Hirn kann nicht eindeutig zwischen Vorstellungen und der Realität unterscheiden. Visualisieren ist eine effektive Methode zur Persönlichkeitsentwicklung, denn es hilft dabei, Ziele zu erreichen. Wenn Sie Veränderungen anstreben, stellen Sie sich das Ziel vor, das Sie erreichen wollen, und schauen Sie dann, wie es sich erreichen lässt. Oder um es bildlich zu sagen: Stellen Sie sich vor, wie Sie am Pool eines Fünfsternehotels an Ihrem Lieblingsurlaubsort liegen. Und dann fragen Sie sich, was es alles braucht, um dorthin zu kommen. Flug buchen, Koffer packen, administrative Dinge wie Pass checken. Urlaub einreichen beim Arbeitgeber. Jemanden finden, der auf den Hund aufpasst. Schreiben Sie alles auf, was es braucht, um Ihr Ziel, das Hotel, zu erreichen. Dann priorisieren Sie und machen Sie eine Liste, bis wann was erledigt werden soll und wo Sie vielleicht auch Unterstützung benötigen.

Grosse Veränderungen werden Sie nicht von jetzt auf gleich umsetzen können. Planen Sie sie Etappe, für Etappe, Schritt für Schritt.

Wenn Sie Ihren Mitarbeitenden die Chance geben, anpassungsfähiger zu werden, bleibt Ihr Team nicht nur zukunftsfähig, sondern ist auch produktiver – und das nicht selten langfristig.

3. Wie übernehme ich Verantwortung dafür, dass ich anpassungsfähiger werde und es auch bleibe?

Eine weitere Grundlage für einen hohen AQ ist die Fähigkeit, alte Dinge ad acta zu legen. Der berühmte Schlussstrich, den zu ziehen vielen von uns nicht unbedingt leichtfällt. Besonders wenn oder gerade weil wir emotional involviert sind. Marc Reklau rät in seinem Buch 30 Tage – Ändere deine Gewohnheiten, ändere dein Leben:

Lasse dir nicht von der ganzen Welt sagen, wer du sein solltest.

Beginnen Sie am besten damit, dass Sie mal schauen, was bei Ihnen Emotionen triggert: Warum sind Sie angefasst? Und warum fällt es Ihnen so schwer, einfach „Schluss, aus, basta“ zu sagen? Was sorgt dafür, dass Sie an dieser Gewohnheit, an diesem Menschen, dieser Situation oder an was auch immer festhalten? Stellen Sie sich – auch hier wieder proaktiv – Ihren Emotionen. Verdrängen hat auf Dauer noch nie wirklich gut funktioniert. Das wusste schon Herr Freud. Schreiben Sie die Dinge am besten auf. Manchen hilft es auch, sie laut auszusprechen. Wichtig ist auch hier, dass Ihr Ziel klar ist. In diesem Fall „Getting Things Done“.

4. Wie lerne ich Akzeptanz, um darauf aufbauende Veränderungen anzustreben?

Auch wenn er es „psychische Flexibilität“ nennt, meint Steven C. Hayes nichts anderes, als gut darin zu sein, sich anzupassen. Er fasst unter dem genannten Begriff ein Bündel an unterschiedlichen Fähigkeiten zusammen, die einem helfen, besonders in Krisen und schwierigen Situationen den Kopf über Wasser zu halten. Das Gute: Diese psychische Flexibilität lässt sich lernen. Sein Konzept dazu ist die Akzeptanz- und Commitment-Therapie (ACT).

  • Hören Sie auf, Ihre Gedanken als objektive und echte Wahrheit zu betrachten.
  • Betrachten Sie sich aus der Perspektive eines neutralen Beobachters. Sie sind mehr als das, was Sie selbst über sich erzählen. Oder auch denken. Stichwort: Fremd- und Eigenbild.
  • Akzeptieren Sie Ihre Gefühle. Weichen Sie ihnen nicht aus, unterdrücken Sie sie nicht. Lassen Sie sich darauf ein, aber immer bewusst und kontrolliert.
  • Seien Sie in der Gegenwart zu Hause. Grübeln Sie weniger über das, was kommt, und erst recht nicht über die Dinge, die waren. Leben Sie im Jetzt.
  • Legen Sie selbst Ihren Weg fest. Regeln zu gesellschaftskonformem Verhalten sind okay und wichtig, aber nicht in Gänze das Nonplusultra. Zwingen Sie sich nicht selbst in ein Korsett, das Ihnen die Luft zum Atmen nimmt.
  • Lernen Sie, nach Ihren eigenen Werten zu leben, und entwickeln Sie entsprechende Gewohnheiten.

Der Name Akzeptanz- und Commitment-Therapie sagt schon viel darüber aus, was damit erreicht werden soll: Erst einmal akzeptieren, wer man ist, um darauf aufbauend ein Commitment zu treffen, wohin man sich verändern will.

5. Warum sollte ich mich nicht nur mit Gleichgesinnten austauschen?

Anpassungsfähigkeit lässt sich vor allem im Austausch mit anderen lernen. Am besten ist eine respektvolle, aber echte Diskussion, in der unterschiedliche Meinungen vertreten sind. Das unterstützt Sie auf der einen Seite dabei, sich Ihres eigenen Standpunkts noch einmal ganz bewusst zu werden. Auf der anderen Seite zeigen die Meinungen der anderen Ihnen jedoch auch andere Wege, Werte und mögliche Interpretationen auf. Finden Sie gemeinsam in einem konstruktiven Austausch heraus, was es wirklich in der jeweiligen Situation für die Zukunft braucht. An welchen Punkten (geistige) Flexibilität zukünftig und auch aktuell wichtig ist.

Die Fähigkeit, konstruktiv zu streiten, macht uns nicht nur zivilisierter; sie fördert auch die Entwicklung unserer kreativen Muskeln.
Adam Grant

Fazit

Grundsätzlich ist der Mensch von Natur aus ein anpassungsfähiges Wesen – war er schon immer. Doch sich bewusst darin zu üben, mit Blick auf die Zukunft die eigene Flexibilität auszubauen, ist wichtig. Sich die eine oder andere Sache der hier aufgeschriebenen Ratschläge zu Herzen zu nehmen, kann bestimmt nicht schaden und ist bestenfalls ein Schlüssel für nachhaltigen Erfolg – im privaten, aber vor allem auch im beruflichen Leben.

Dieser Artikel wurde uns freundlicherweise von getAbstract (Wilma Fasola) zur Verfügung gestellt.

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