Von der Hotelfachschule zum Zermatt Unplugged

Gepostet 27.04.2017, Ronny Arnold

Die Hotelfachschule ist das Nonplusultra wenn es darum geht, sich für eine erfolgreiche Zukunft in der Branche zu rüsten. Tamara Lutz konnte ihre Erfahrungen aus der Schule als Praktikantin im Hospitality Bereich beim Zermatt Unplugged einsetzen. Bildung-Schweiz.ch hat sich mit Tamara Lutz über das Festival und ihre Ausbildung unterhalten.

Als Absolventin der Hotelfachschule bekam Tamara Lutz die Möglichkeit für ein Praktikum beim Zermatt Unplugged. Foto: George Eberle
Als Absolventin der Hotelfachschule bekam Tamara Lutz die Möglichkeit für ein Praktikum beim Zermatt Unplugged. Foto: George Eberle

Tamara Lutz, die 10. Ausgabe des Zermatt Unplugged ist seit ein paar Wochen vorbei. Passt das zusammen, die Hotelfachschulabsolventin und das Musikfestival?

Und wie das passt. Bis jetzt war ich nur in der klassischen Hotellerie / Gastronomie tätig. Ich hatte also praktisch keine Erfahrungen in anderen Branchen und schon gar nicht im Eventbereich. Mit diesem Praktikum konnte ich in vielerlei Hinsicht meinen Horizont erweitern und hoffe natürlich, dass mein weiterer beruflicher Werdegang dadurch positiv beeinflusst wird und sich für mich weitere Türen öffnen.

Wie lange dauert das Praktikum und was waren Ihre Aufgaben?

Das Praktikum dauert sechs Monate (Dezember 2016 bis Ende Mai 2017). Meine Aufgaben im Hospitality-Bereich waren Verträge mit den Hotels und Restaurant abzuschliessen. Diese Verhandlungen begannen bereits im September, als ich noch nicht bei Zermatt Unplugged arbeitete. Also war dort der grösste Teil bereits erledigt. Daneben organisierte ich die Hotelübernachtungen für alle Sponsoren, die Helfer und Lieferanten. Zusätzlich kümmerte ich mich um das Reservationsmanagement für das Hotel Backstage, welches während dem Zermatt Unplugged von uns vermietet wird.

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Tamara Lutz
Tamara Lutz
Das tönt nach einem intensiven Programm. Was waren die Herausforderungen?

Die Challenge war, dass das Puzzle am Ende aufgeht und wir genau die richtige Anzahl Zimmer wie Gäste haben. Immer wieder gab es Änderungen vorzunehmen. Für die kurzfristigen neuen Anfragen noch ein Zimmer zu finden war nicht immer einfach. Ein regelmässiger Austausch mit den Hotels war sehr wichtig. Denn bei zu späten Absagen wurden uns sonst leere Zimmer weiterverrechnet.

Die Hotels in Zermatt waren während des Festivals ausgebucht. Wie gelang es euch, für jeden ein passendes Zimmer zu finden?

Durch die Verträge mit den Hotels haben wir fixe Zimmerkontingente im vornherein reserviert. Das Ziel ist, genauso viele Kontingentzimmer zu reservieren, wie auch benötigt werden. Dieses Jahr kam als Neuausgabe das Taste Village hinzu. Das bedeutet mehr Arbeiter, Helfer und Lieferanten. Wir konnten diesbezüglich auf keine Richtwerte der letzten Jahre zurückgreifen. So bekam ich viele grössere Buchungen, die nicht eingeplant waren. Da musste ich nach einer alternativen Lösung suchen, ohne Kontingente.

„Wenn‘s ums Essen geht, haben die Künstler ganz viele Spezialwünsche. Zahlreiche Unverträglichkeiten und Ernährungstrends müssen beachtet werden.“

Mit Nelly Furtado, Michael Bolton und Paolo Nutini waren Top-Stars in Zermatt. Hatten diese Künstler spezielle Wünsche?

Für die Buchungen der Künstler war ich nicht zuständig, habe aber die Spezialwünsche zum Teil auch mitbekommen. Wenn‘s ums Essen geht, haben die Künstler ganz viele Spezialwünsche. Zahlreiche Unverträglichkeiten und Ernährungstrends müssen beachtet werden. Mit der Unterkunft ist die Schwierigkeit, dass die Künstler extrem oft ihre Reisedaten ändern. Auch die Anzahl der Leute, die anreisen, und die Aufenthaltsdauer ändern ständig.

Wie lief die Zusammenarbeit mit den lokalen Betrieben?

Zum grossen Teil sicherlich gut, ich kann hier aber nur von den Hotel- und Restaurantbetrieben sprechen. Viele Zermatter sind vom Unplugged begeistert und finden das Festival eine tolle Sache, die sie auch unterstützen möchten. Aber es gibt auch Hoteliers die wissen, dass die Unplugged Woche sowieso eine gut gebuchte Woche ist und daher keine Zimmer zu „tieferen“ Preisen geben. Leider vergessen sie dabei oft den Grund warum das Hotel voll ist: Zum grossen Teil Dank dem Festival. Würden alle zusammen am selben Strick ziehen, müsste jedes einzelne Hotel weniger Zimmer zur Verfügung stellen und desto weniger schwer würde es dem einzelnen ins Gewicht fallen.

Das Zermatt Unplugged ist vorbei. Wie zufrieden sind Sie aus Sicht des Hospitality–Bereichs?

Ich bin sehr zufrieden mit unserer Arbeit. Es passieren immer kleine Fehler oder Missverständnisse bei 3500 Übernachtungen, die wir für diese eine Woche tätigen. Auch gibt‘s ein paar Schnittstellen bei uns, bis eine Buchung zum Hotel gelangt, was die Fehlerquote erhöhen kann. Aber es gab in der Unplugged-Woche keine grösseren „Patzer“. Niemand stand auf einmal ohne Zimmer da.

Wir haben jetzt über das Praktikum gesprochen. Aber wie heisst eigentlich die Ausbildung, die Sie momentan absolvieren?

Ich absolviere im August das fünfte und somit letzte Semester an der Hotelfachschule in Luzern und erhalte nach meinem Abschluss im November das Diplom zur diplomierten Hotelière und Restauratrice.

Wie lange dauert die Hotelfachschule und was sind die Schwerpunkte?

Die Ausbildung dauert fünf Semester, wobei ich in einem Jahr nur jeweils ein Semester absolvierte. Neu werden die Absolventen jedoch von Beginn an in kürzeren Abständen für die Semester eingeschrieben, damit die Ausbildungsdauer dementsprechend kürzer ausfällt. Die Semester dauern 10-14 Wochen. Nach jedem Semester wird ein Praktikum im gelernten Bereich von 5-6 Monaten verlangt. Die Semester sind folgendermassen aufgeteilt: 1. Semester Küche, 2. Semester Restauration, 3. Semester Front Office und Administration, 4. Semester Betriebswirtschaft und 5. Semester Unternehmensführung.

Welche Möglichkeiten bietet Ihnen das Diplom zur diplomierten Hotelière und Restauratrice?

Nach erfolgreicher Ausbildung kann ich in Führungspositionen der Hotellerie und Restauration arbeiten oder selbst einen Betrieb übernehmen. Natürlich kann man auch in anderen Branchen tätig sein.

Wie sind Sie zur Hotelfachschule gestossen? Was war Ihr bisheriger beruflicher Weg?

Nach der gymnasialen Matura war ich lange zwischen einem Wirtschaftsstudium und der Hotelfachschule hin und her gerissen. Da ich mehr der praxisbezogene Typ bin, habe ich mich dann für die Hotelfachschule entschieden. Ich bin in einer Hotelier Familie aufgewachsen. Meine Mama führt das Hotel Eden Wellness in Zermatt. Das war natürlich auch einer der Faktoren, weshalb die Hotelfachschule in die engere Auswahl kam.

Eine 4-jährige Ausbildung ist ein langer Weg. Was ist Ihr Berufsziel?

Ich habe noch keine genauen Vorstellungen. Für mich ist entscheidend, dass mein Beruf Freude bereitet und ich täglich herausgefordert werde. Die Arbeit mit Menschen ist mir ebenfalls sehr wichtig. Ich könnte nicht einen Job haben, wo ich Tag für Tag alleine im Büro vor dem Computer sitze. Abwechslung ist das Stichwort. Was dies genau sein wird, zeigt die Zukunft.

„Ich habe gelernt, dass nicht immer alles so läuft, wie man es sich erhofft. Ein Plan B im Kopf ist immer von Vorteil.“

Wie haben Sie vom Praktikum beim Zermatt Unplugged profitiert?

Ich habe gelernt, dass nicht immer alles so läuft, wie man es sich erhofft. Ein Plan B im Kopf ist immer von Vorteil. Ich musste auch lernen zu akzeptieren, dass ich es nicht immer allen Recht machen kann, auch wenn ich das gerne hätte. Dadurch, dass ich vom Unplugged Team die Einzige war die fix in Zermatt das Büro hatte, arbeitete ich sehr selbstständig und hatte auch eine gewisse Verantwortung. Das Vertrauen, welches mir als Praktikantin entgegengebracht wurde, schätze ich sehr.

Ein Job in dieser Branche ist kein „9-to-5-Job“. Was reizt Sie daran?

Ich weiss, für was ich arbeite und kann immer das Ziel im Auge behalten. Das erfolgreiche Festival zum Beispiel ist das Ergebnis.

Vielen Dank für das Gespräch!

Ein Studium an der Hotelfachschule

Hôtelière-Restauratrice und Hôtelier-Restaurateur sind Kaderfachleute im Gastgewerbe (z.B. in einem Hotel oder Restaurant). Sie sind entweder für eine Abteilung verantwortlich oder führen den Betrieb als Direktor/in oder Betriebsinhaber/in und prägen somit das Image des Unternehmens wesentlich.

Ihr Ziel ist es, den Betrieb wirtschaftlich und rationell zu führen und den Gästen ein umfangreiches Angebot bereitzustellen. Zufriedenheit der Kundschaft ist für sie das wichtigste Gut. Dabei sind sie täglich gefordert. Sie suchen stets nach Ideen, um neue Gäste zu gewinnen.

Je nach Hotelfachschule unterscheiden sich die Anforderungen. Meist wird verlangt:

  • Alter von 20 Jahre oder älter
  • Gymnasiale Matura, Handels- oder Fachmittelschule oder abgeschlossene Berufslehre, mit Vorteil im Gastgewerbe oder Lebensmittelbereich
  • Sehr gute mündliche und schriftliche Kenntnisse in Deutsch
  • Gute Sprachkenntnisse in Französisch und Englisch

Ausbildungsdauer: 2 bis 4 1/2 Jahre

Bekannte Hotelfachschulen:

Zermatt Unplugged

2007 wurde das Zermatt Unplugged von Thomas Sterchi und Marco Godat als Sing- und Songwriter-Festival gegründet. In den vergangenen 10 Jahren gaben sich zahlreiche Bands und Stars die Ehre im Walliser Bergdorf. Darunter Namen wie Chris de Burgh, Billy Idol, James Blunt, OneRepublic, Mando Diao, Lionel Richie und Seal.

Zermatt Unplugged ist das einzige Festival dieser Art in Europa. Die Künstler verwenden ausschliesslich akustische Instrumente. Neben bekannten nationalen und internationalen Stars geben die Veranstalter mit den New Talents Stages auch Schweizer Newcomerinnen und Newcomer eine Bühne, um sich einem breiten Publikum zu präsentieren. Das jährlich stattfindende Unplugged hat sich in den vergangenen 10 Jahren immer wieder weiterentwickelt. In der Jubiläumsausgabe anfangs April 2017 wurde erstmals ein Taste Village erstellt, welches neben den akustischen Highlights auch kulinarische Erlebnisse bieten soll.

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